Ein Trägerfahrzeug für die unterschiedlichsten Herausforderungen.

„Die Praxis macht’s“, so die meisten Praktiker und ziehen eine Produktvorstellung in Einsatzumgebung einer eher krawattenorientierten Messe in Hallen vor. Da kann es ruhig mal regnen oder stürmen – Praxis eben. Genau das war die Triebfeder der Unimog Generalvertretung RKF-Bleses GmbH einen Unimog-Praxistag für Dienstleister und Lohnunternehmer zu verwirklichen. Ein ehemaliges Zechengelände in Datteln bot dazu ausreichend Platz und Gelegenheit, um einerseits die Unimog Palette inkl. An- und Aufbaugeräten zu präsentieren und andererseits die gezeigten Einheiten in der Praxis einzusetzen. Neben den Unimog-Fachleuten war von jedem der Gerätehersteller geballte Kompetenz vor Ort. Keine Frage blieb unbeantwortet. Diese Art der Darstellung begeisterte die Besucher, so die einhellige Meinung. „Die positiven Rückmeldungen sind für uns Ansporn, schon in die Planung der nächsten Veranstaltung zu gehen“, freut sich Henrik Krenc, Geschäftsführer der RKF-Bleses GmbH.

Über 150 Fachbesucher folgten der Einladung, um sich über das Unimog- und Geräteprogramm zu informieren. Gezeigt wurden Lösungen, die häufig durch Lohnunternehmer und Dienstleister im Auftrag von Kommunen erledigt werden. Gerade in der Straßen- und Wegeunterhaltung geht es darum beginnende Schadensentwicklungen aufzuhalten und zu beheben, bevor große, kostspielige Reparaturen das Budget belasten. Schnelle und kompakte Einheiten, die ohne großen Aufwand zwischen den Einsatzstellen wechseln können, sind gefordert. Der vielseitige Unimog ist mit seiner Ladefläche und den vielen hydraulischen und mechanischen Antriebsmöglichkeiten ein ideales Trägerfahrzeug. So demonstrierte die Firma Alfred-Söder-Baugeräte aus Wildflecken mit einer Randstreifenfräse, angebaut an einem Unimog U430, das Aufarbeiten der Bankette. Der im Heck angebaute Plattenverdichter verfestigt das aufgefräste und egalisierte Material. Abschließend wird die Straße noch mit dem Heckbesen gekehrt – fertig! Alles passiert in einem Arbeitsgang bei ca. 2000 m Vorschub pro Stunde. Die Ansprüche der Erholungssuchenden hinsichtlich gut nutzbarer Rad- und Wanderwege steigt ständig, und schnell kann eine durch Holzabfuhr beschädigte Wegestelle in der örtlichen Presse zum publikumswirksamen Medienspektakel werden. Für solche Schadensfälle am Wegenetz bietet die Fa. HEN-AG aus dem schwäbischen Steinheim eine Frontgrader- Verdichterplattenkombination am Unimog an, die wassergebundene Wege einfach aber wirkungsvoll instand setzen bzw. pflegen kann. Mit 3000 Litern Wasser auf der Pritsche des Unimog U430 lässt sich das Wegebaumaterial so anfeuchten, dass eine optimale Verdichtung erreicht wird.

Eine sinnvolle und wirtschaftliche Ergänzung eines vorhandenen Auslegemähers zeigte das Unternehmen Gerhard Dücker aus Stadtlohn:  die Banketträumschnecke BRS 15 mit Innenpflug. Da beide Einheiten verschiebbar auf dem Trägerrahmen montiert sind, können Hindernisse wie Bäume oder Straßenschilder gut umfahren werden, ohne dass das Trägerfahrzeug, in diesem Falle ein U427, seine Spur verlassen muss. Die Räumschnecke arbeitet auch unter Schutzplanken – Normhöhe der Planken vorausgesetzt. Und wenn es gilt Gehölzaufwuchs an Straßen- und Wegesrändern zurückzudrängen, zeigte der Hersteller MULAG, aus dem badischen Oppenau, einen Buschhackerrotorkopf angebaut an einem Unimog U530, der Gehölze bis zu 80 mm Stärke abschlägt und zerkleinert. Der Rückschnitt des Lichtraumprofils wurde mit einer Dücker Ast- und Wallheckenschere demonstriert. Zur Entsorgung des Gehölzes bieten sich Anbau-Häcksler am Unimog z. B. in der Frontanbauplatte an.  Wer mehr Leistung für seinen Einsatz benötigt, kann auf einen  Jensen Trommelhacker JT 600 zurückgreifen, der Stammholz bis 40 cm Durchmesser verarbeitet. Die Antriebsleistung für den angehängten Hacker stellt der 300 PS starke Unimog U530 über die Heckzapfwelle zur Verfügung.

Interessante und flexible Unimog Transport- und Arbeitslösungen für den Unternehmer

Für den schnellen und flexiblen Arbeitsgeräte- und Baustofftransport wurden Pritschen‑Wechselsysteme für den Unimog vorgestellt. Rasenmäher, Straßenabsperrungen, Rasenschnitt sowie Baumaterialien können ebenerdig und rückenschonend be- und entladen werden. Ob der Anwender mehr zum  Abroller, wie ihn die Firma HEN auf einem U218 präsentierte, neigt oder ein Absetzsystem von Jotha  bevorzugt, ist eher eine Frage der Einsatzphilosophie. Festzustellen ist, dass beide Systeme die Flexibilität des Unimog wesentlich erhöhen und damit immer beliebter werden. „Und wer diese Vielseitigkeit einmal gewohnt ist, verzichtet gern auf die letzten 100 kg Nutzlast“, so ein Praktiker. Weitere interessante Lade- und Transportlösungen zeigte die Firma Forsttechnik Schlang & Reichart. Einen Fassi Ladekran F858B.0 auf einem Unimog U423, der die erstaunlich niedrige Unimog-Pritsche selbst beladen kann – unter gewissen Voraussetzungen sogar ohne Abstützung. Einen Kran auf einem Anhänger zu montieren scheint auf den ersten Blick etwas abwegig. Aber wie man das in der Forstwirtschaft bewährte Verfahren erfolgreich auf andere Branchen übertragen kann, demonstrierten die Profis aus dem Allgäu. Diese Lösung ist sehr flexibel, da verschiedene Zugfahrzeuge den Anhänger ziehen und betreiben können. Wendiger Unimog vorn und Krananhänger U12 mit serienmäßigen Lenkdeichsel dahinter sorgten für erstaunte Gesichter – diese Wendigkeit des Gespannes hatte niemand erwartet.

Und für Unternehmer die mehr Volumen zu transportieren haben, wie z. B. Hackschnitzel, kann der gezeigte  Fliegl-Tandem-Abschiebewagen mit 40 Kubikmetern Fassungsvermögen die richtige Lösung sein. Zum Entleeren schiebt die vordere Bordwand das Ladegut nach hinten ab, was hohe Standsicherheit auch auf unebenem Gelände bedeutet. Vorgestellt wurde der Anhänger hinter einem Unimog U530 mit Agrarausstattung. Heckkraftheber, Heckzapfwelle, Zugkugelkupplung mit bis zu 3 Tonnen Stützlast und einer Load-Sensing-Hydraulik mit ISOBUS- Steuerung.

Während der Arbeit, zumindest aber nach erledigtem Job, wird in der Regel die Baustelle gereinigt.  Klassisch ist sicher die Dücker Vorbaukehrmaschine, mit 2200 mm breitem, selbstauspendelndem Kehrbesen. Ein Schmutzkratzer davor und ein Hochdruckschwemmbalken dahinter sorgen dafür, dass auch festgefahrener Boden von der Fahrbahn kommt.  4000 Liter Wasser fasst der Eco MultiWash auf einem Unimog U323. Die Firma Ecotech zeigte ein mobiles Wasserversorgungssystem mit bis zu 50 bar Druck bei 200 l/min Fördermenge für Gieß- und Reinigungsarbeiten. Konnte man am Veranstaltungstag schon ahnen, wie nützlich sich solch eine Einheit in der folgenden Trockenperiode  gemacht hätte!

Sinkkästen zu reinigen kann ein für die Mitarbeiter ein beschwerlicher Job sein. Außer man findet Wege, die schweren Gußroste auch bei widrigen Umständen vom Fahrerplatz aus maschinell anzuheben. Wie das geht, konnten die Fachbesucher selbst erleben.  Die Firma Allroundmaster aus Oldenburg zeigte ein System mit dem ein Elektromagnet den Kanaldeckel anhebt. Der Schmutzkorb selbst wird über ein Teleskoprohr leergesaugt. Der Bediener kann mit einem Hochdruckwasserstrahl unter anderem den Sitz des Deckels zusätzlich waschen. Rost wieder einsetzen und ab zum nächsten Gully!

Filmfreunde, speziell Liebhaber von „Transformers: The Last Knight“ kamen auch auf ihre Kosten, denn  der Unimog U5000 als Autobot „Hound“ rettete auch in Datteln die Welt. Mal was anders als in der sonst eher arbeitsorientierten Unimog-Welt.

Nach dieser informationsgeladenen Veranstaltung ist so mancher Besucher mit frischen Ideen nach Hause gefahren. Lösungswege, wie vorhandene Unimog noch besser ausgelastet werden können, wurden ebenso aufgezeigt wie Ansätze, das vorhandene Angebotsspektrum seines eigenen Betriebes noch besser auf behördliche Kunden auszurichten, getreu dem Motto: „Man kann eben nur die Leistung verkaufen, die man auch anbietet“.

Autor: Gerhard Kortenbruck

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